Unter dem Motto « Wir wagen Europa – denn das ist unsere Zukunft » fanden sich 155 Rosendahler und ihre französischen Freunde zu einem intensiven europäischen Wochenende zusammen. Wir haben uns auch sehr über die Zusage aus Brüssel gefreut, unsere Begegnung im Rahmen des Programms « Europa für Bürgerinnen und Bürger » finanziell zu unterstützen. So können wir für alle, insbesondere auch für Familien und einkommensschwache Personen, die Beiträge überschaubar halten und möglichst vielen Interessierten eine Teilnahme ermöglichen.

Während der vier Tage blickten alle gemeinsam auf die Anfänge der Partnerschaft 1969 und 1970 zurück. Es passierte aber auch viel im Hier und Jetzt (die Freundschaft muss gelebt und gefeiert werden) und ein Ausblick in die Zukunft. Insbesondere neue, gemeinsam anzupackende Projekte wurden überlegt und angestoßen.

Gutes Stichwort: schon bei der Begrüßung am Donnerstag morgen (29. Mai 2019) in Forcé gab es Grund zum Feiern. Denn erstmals seit sechs Jahren hatten es die drei Rosendahler Busse wieder geschafft, pünklich auf die Minute bei ihren französischen Freunden vorzufahren. Da war die Begeisterung groß. Und bei einem leckeren Begrüßungstrunk kamen gleich alle gut ins Gespräch.

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Launig absolvierten Monika Klein und Sabine Schreijer, die beiden Vorsitzenden von deutscher Seite, auch ihre Begrüßungsrede. So verwiesen sie darauf, dass sie ja quasi echte Kinder der Partnerschaft seien, weil die Jahre 1969 und 1970 ihre Geburtsjahre seien. Auch die Einweihung der Straße von Entrammes in Rosendahl 1977 fiel genau auf den 7. Geburtstag einer der beiden Damen.

Nachdenklich, aber auch voller Überzeugung sprachen sie dann über die EU, die gerade stattgefundenen Wahlen zum Europäischen Parlament mit deutlich verbesserten Wahlbeteiligungen und den Auftrag an die Politiker für die Zukunft.

Zitat: « Nun liegt es am Europäischen Parlament und an der Kommission, durch überzeugende Arbeit das positive Interesse an Europa als Vertrauensvorschuss zu betrachten, dessen sich die Politiker im konkreten Handeln als würdig erweisen müssen. Sonst ist das Vertrauen in fünf Jahren verspielt, und die Spalter Europas gewinnen womöglich doch noch die Oberhand. Das zu verhindern – dafür braucht Europa eine politisch wache und kritische Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit.
So wie wir es sind.
Daher bleiben wir am Ball und behalten die europäischen Entwicklungen im Blick! »
Zitatende

Auch Jean-Marc Desnoe, der Präsident des französischen Partnerschaftskomitees, fand die passenden Worte, um die Teilnehmer auf die vier kommenden Tage einzustimmen.

Nachdem auch die neu teilnehmenden Familien miteinander bekannt gemacht wurden, waren erstmal Pause und leckeres Mittagessen zuhause in den Familien angesagt.

Um 16 Uhr trafen sich alle wieder zum Festakt am Entrammer Kloster « Abbaye Notre Dame du Port du Salut ». Unsere französischen Freunde hatten sich im Vorfeld viel Arbeit gemacht, noch einmal tief in die Anfänge unserer Partnerschaft (siehe auch Geschichte seit 1970 & Klostergeschichte auf dieser Website) zu schauen. In einem zweisprachigen Audio konnten alle noch mal gebannt in die Historie eintauchen.

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Natürlich waren auch Vertreter der beiden, seit langem mit uns befreundeten Klöstern dabei. Abt Gérard als Hausherr vom Entrammer Kloster mit seinen Brüdern und Äbtissin Myriam und Schwester Michelle vom Kloster La Coudre in Laval.

Dann war es soweit: die neue Informationstafel am Eingang des Klosters wurde durch unsere Bürgermeister feierlich enthüllt: Didier Marquet aus Entrammes und Christoph Gottheil aus Rosendahl, So können sich ab sofort Besucher der Abtei schon bei der Ankunft mit den historischen Verbindungen der Trappisten mit Rosendahl und Entrammes vertraut machen.

 

Wortlaut des neuen Schildes:

Die Verbindung zwischen der Abtei „Notre Dame du Port du Salut“ in Entrammes und Rosendahl basiert auf historischen Wurzeln. Die französische Revolution hat den Aufbruch der Trappisten ins Exil nach Deutschland ausgelöst. 1795 wird ein Teil der Mönche in Darfeld auf einem Grundstück der Familie Droste zu Vischering aufgenommen. Die Mönche bleiben mehr als 20 Jahre in Darfeld.
1815 kehrt eine Gruppe von sieben Mönchen nach Frankreich zurück und kommt in Port-Ringeard an. „Hier ist unsere Rettung, wir sind im Hafen angekommen“, sagt damals Dom de Girmont. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich nehmen die Mönche die Käseherstellung auf. Sie brauchen mehrere Jahre, bis sie die perfekte Rezeptur des berühmten „Port Salut“ entwickelt haben.
1959 verkauft die Abtei die Käsefabrik an die SAFR. Zehn Jahre später veröffentlicht eine der Filialen der SAFR in Deutschland auf einer Düsseldorfer Messe die Zeitung „Das Käseblatt“. Darin wird auch das Geheimnis von Darfeld gelüftet – in einem Artikel mit dem Titel „Hinter Klostermauern“.
Ein Bäckermeister aus Darfeld und seine Frau besuchen diese Messe in Düsseldorf und verkosten dabei den „Port Salut“. Dabei werden sie auf das Käseblatt und den „Darfeld“ Artikel aufmerksam. Wieder Zuhause besuchen sie damit einen Lehrer, der gleichzeitig Heimatpfleger des Ortes ist. Als überzeugter Fürsprecher des deutsch-französischen Versöhnungsgedankens – formuliert im Elysée-Vertrag von 1963 – erkennt er sofort die Bedeutung dieser historischen Verbindung und informiert den Bürgermeister der Gemeinde.
Und so wird 1970 die deutsch-französische Partnerschaft zwischen Entrammes und Rosendahl geboren. Die Verbindung besteht seit dieser Zeit. 2010 schenken die Rosendahler der Abtei „Notre Dame du Port du Salut“ eine Kopie der Glocke „Antonia“ – der Glocke, die die Mönche nach ihrer Ankunft in Darfeld 1796 hatten gießen lassen.

 

Anschließend wurde in der Abteikirche feierlich die Heilige Messe zu Christ Himmelfahrt zelebriert. Dabei sangen alle Teilnehmer am Schluss das schon zur Tradition gewordene Lied « Main dans la main » – Hand in Hand. Wieder ein absoluter Gänsehautmoment. Und 2019 besonders – jetzt, wo wir uns schon 50 Jahre sehr freundschaftlich verbunden sind.

Nach der Messe fanden sich alle im Innenhof des Klosters zusammen. Hier wurde bei bestem Wetter und in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam der Abend verbracht. Vorher stand aber noch ein weiteres Highlight an. Jean-Marc (Mitte), Präsident des französischen Komitees, und Denis GERE (rechts), Geschäftsführer der benachbarten Biomolkerei « Fromagerie d’Entrammes » stellten den Jubiläumskäse « Darfeld » vor.

Die Biomolkerei hatte sich bereit erklärt, zu unserem runden Geburtstag eine « limited edition » eines Käses herauszugeben. Schließlich war ein Käse (der Port Salut) dafür verantwortlich, dass die Partnerschaft entstehen konnte. Dabei durften wir von deutscher und französischer Vereinsseite den Text der Vorderseite der Verpackung gestalten.

Natürlich bestand im Anschluss Gelegenheit zu einer ausgiebigen Verkostung. Und alle Rosendahler bekamen von der Molkerei ein Exemplar für die Heimfahrt geschenkt. Ab Juni war der Käse « Darfeld » dann auch vorübergehend in ausgewählten Rosendahler Geschäften zu kaufen. So hatten auch alle anderen Rosendahler die Gelegenheit, den Jubiläumskäse kennenzulernen. Im Mai 2020 wird der Käse rechtzeitig zum Jubiläum wieder in Rosendahl erhältlich sein.

Zur Feier des Tages stellten sich die Offiziellen zum Gruppenfoto zusammen.

Dann war Entspannung für alle angesagt. Wir genossen es, uns von den Freunden der Abtei mit einem leckeren kalten Büffet und guten Getränken versorgen zu lassen und den ersten gemeinsamen Abend im Freien ausklingen zu lassen. Merci Petrus, merci les amis!