Spannende Europa Workshops im Rahmen der Begegnung 2019

Die Partnerschaftsbegegnung vom 29. Mai bis 02. Juni 2019 in Frankreich stand unter dem Motto: « Osons l’Europe, elle est notre avenir.. ! » (“Lasst uns Europa wagen, denn das ist unsere Zukunft!”). Sie wird von der Europäischen Kommission finanziell gefördert im Rahmen des Programms „Europa für Bürgerinnen und Bürger“. Vielen Dank dafür!

Vier Tage lang tauschten sich 155 Rosendahler intensiv mit ihren französischen Freunden aus Entrammes, Forcé und Parné sur Roc zu vielen aktuellen Entwicklungen aus. Themenschwerpunkt war auch in diesem Jahr wieder die Debatte über die Zukunft Europas und wie wir Jungen und Alten damit umgehen und welche Gedanken und Aktionen wir dazu bereit halten.
Fakt ist: wir machen uns Gedanken. Und Europa und unsere Zukunft sind uns wichtig!

In spannenden Workshops (jeweils von 09:30 bis 12:00 Uhr) näherten wir uns drei Unterthemen dieser großen Debatte:

Workshop 1: Euroskeptizismus – warum?

Dieser Workshop fand im Salle de Fête von Entrammes statt und versammelte rund 120 deutsche und französische Teilnehmer.

Moderiert wurde der Workshop von Frau Jeanne Françoise Hutin, Gründungspräsidentin des Europahauses von Rennes und Haute-Bretagne, Mitglied des 42köpfigen Redner- und Expertenteams in Frankreich des Teams Europe der EU (https://ec.europa.eu/france/news/20170707_team_europe_fr), die sich als ausgezeichnete Europaexpertin darstellte und sehr detailliert über die Entwicklung der EU in den letzten Jahrzehnten berichten konnte. Ihre Ausführungen wurde jeweils gekonnt ins Deutsche übersetzt vom gebürtigen Rosendahler Hans Hoppe, der schon seit Jahren beruflich in Frankreich tätig ist.

Die Teilnehmer des Workshops konnten sich aktiv an der Diskussion beteiligen und haben hiervon sowohl auf deutscher als auch französischer Seite ausgiebig Gebrauch gemacht.

So ergab sich eine lebhafte Diskussion über die Gründe des Europaskeptizismus, bei der festgestellt wurde, dass es vielfältige Gründe gibt. Fünf davon (ohne hiercharchische Ordnung) werden nachfolgend näher erläutert.

1. Die Medien
Ein Grund sei die zu negative Berichterstattung in den Medien über Europa. Über negative Entwicklungen wie z. B. den Brexit werde viel häufiger und länger berichtet als über positive Entwicklungen, wie z. B. die Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen. Wenn es in den Mitgliedsstaaten nicht läuft, lenken Politiker vom eigenen Versagen ab und schimpfen auf Europa.

2. Flüchtlinge
Auch gebe es unter den Mitgliedsstaaten keine Solidarität, wenn es um das Problem der Flüchtlinge geht. Während die Anliegerstaaten des Mittelmeers übermäßig belastet seien, lehnten andere EU-Länder insbesondere im Osten die Aufnahme von Flüchtlingen generell ab.

3. Unterschiedliche politische Systeme / Steuergesetzgebung / Lohndumping
Ein großes Problem seien auch die unterschiedlichen Systeme und Lebensbedingungen in den noch 28 Mitgliedsstaaten (einschl. Großbritannien). Während Frankreich mit seinen Regionen und Départements zentralistisch geprägt sei, gebe es in Deutschland den Föderalismus mit dem Bund, den Ländern und Gemeinden. In vielen kleinen Gemeinden breche die Infrastruktur weg; es gebe keine Läden, keinen Arzt und keine Post mehr.

Weitere Probleme würden auch die unterschiedlichen Sozialsysteme in den Mitgliedstaaten bringen, aber auch die unterschiedlichen Steuersysteme, die zu Ungerechtigkeiten führen.
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit habe in einigen Branchen zu Dumping-Löhnen und sozialer Ausbeutung geführt. Und insbesondere die großen Konzerne profitieren davon, dass die Unternehmensbesteuerung in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich geregelt ist und sie ihren Sitz beliebig wechseln können in ein EU-Land mit der für sie geringsten Besteuerung.

4. Klimaschutz
Es wurde betont, dass sich nicht nur viele jungen Menschen (insbesondere die Teilnehmer der „Fridays for Future“ Bewegung) Sorgen um das Klima machen, sondern auch die Älteren. Zum Schutz unserer Natur und unserer Lebensverhältnisse auch für die Zukunft, sind kurz- bis mittelfristige Maßnahmen alternativlos.

Frau Hutin berichtete, dass es in den letzten Jahren viele gute Vorschläge zur Verbesserung der genannten Probleme gegeben habe, diese häufig aber am Erfordernis der Einstimmigkeit aller 28 Mitgliedsstaaten gescheitert seien.

Trotzdem wurde als Fazit festgestellt, dass die Europäische Union unverzichtbar sei, um den seit über 70 Jahren andauernden Frieden und die bislang erreichten wirtschaftlichen Erfolge zu erhalten. Auch wenn es mit großen Mühen verbunden sei, müsse Europa (mit seinen fast 500 Millionen Einwohnern) ständig weiterentwickelt werden, insbesondere im sozialen Bereich (Stichwort „Menschenwürde), damit nicht eines Tages die Populisten die Mehrheit erlangen und Europa zerstören.

Workshop 2: Europa vereinfacht Dein Leben

Dieser Workshop fand im Forum des Kindergartens in Entrammes statt. Er wurde moderiert von Olivier BRUNET, langjähriger Mitarbeiter der EU-Kommission (1989 – 2017) und seit 2017 an der Universität Bretagne Loire in Nantes beschäftigt. Dort leitet er den Bereich “Internationales”.

Wie Jeanne Françoise Hutin ist Olivier Brunet Mitglied im Team Europe und stand uns als kompetenter Moderator dieses Workshops zur Verfügung. Und ein guter Moderator kann auch gut zuhören.

Genaue Ausführungen zum Workshop folgen noch. Auf jeden Fall wurde mehr als zwei Stunden lang intensiv diskutiert und sich ausgetauscht.

Die Übersetzerinnen Dorine Chartier und Mireille Lesven hatten gut zu tun.

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Workshop 3a + 3b: Europa und die Europäer besser kennenlernen

Diese Workshops richteten sich besonders an unsere jüngeren Mitglieder, um sie spielerisch und kreativ an Europa und europäischen Themen heranzuführen.

Einige der Teilnehmer kennen sich bereits von früheren Austauschen und/oder spätestens seit der Jugendbegegnung im April 2019 in Rosendahl und Berlin. Es ist für die Zukunft unserer Partnerschaft existentiell wichtig, auch unseren Nachwuchs frühzeitig mit einzubinden und ihm Stück für Stück erst Begeisterung und später parallel dazu auch Verantwortung für die Partnerschaft und für Europa zu übertragen.

Darüber hinaus sind diese Treffen auch schöne Spielwiesen, sich die sogenannten “Soft Skills” anzueignen, die im späteren Berufsleben dem ein oder anderen noch sehr zugute kommen werden. Früh übt sich!

Workshop 3a richtete sich an die Altersgruppe ab 10 Jahren:

Dieser Workshop fand in der Bücherei in Entrammes statt und wurde durch Isabelle Perlemoine und Lucinda Talvard vorbereitet.

Die Teilnehmer dieses Workshops erfuhren auf spielerische Art etwas über berühmte Persönlichkeiten aus Frankreich und Deutschland. Dazu notierte jeder vier Namen jeweils auf einem kleinen Zettel. Es durften bekannte Menschen aus allen Bereichen (Politik, Sport, Schauspiel, Musik, …) und aus jedem Zeitalter sein. Die Zettel wurden in einem Lostopf gesammelt.

Dann wurden die Jugendlichen in zwei deutsch-französische Teams aufgeteilt. In der ersten Spielrunde erklärte ein Mitspieler seiner Gruppe mit einem Satz die von ihm gezogene Persönlichkeit. In der zweiten Runde wurde die Person mit einem Begriff beschrieben. In der dritten Runde wurde die Berühmtheit pantomimisch dargestellt. Natürlich sollten in einer bestimmten Zeit möglichst viele Namen erraten werden.
Einige Persönlichkeiten wie Emmanuel Macron, Angela Merkel oder Manuel Neuer waren sowohl den französischen als auch den deutschen Jugendlichen vertraut. Andere Namen wie Zaz oder Max Giesinger waren nur einem Teil bekannt.
Auf jeden Fall arbeiteten die deutsch-französischen Teams gut zusammen. Und besonders bei den pantomimischen Darstellungen in der dritten Spielrunde wurde viel gelacht!

Fazit von Henrike (12) und Henry (11):
Die Zusammenarbeit in gemischten Gruppen mit den Franzosen war überhaupt kein Problem. Wir haben uns meistens über Englisch verständigt und so die Lösungen gefunden. Es war auch schön zu erleben, dass wir über dieselben Witze lachen können und die Franzosen genauso gerne Quatsch machen wie wir.

Workshop 3b richtete sich an die Altersgruppe 6-9 Jahre:

Dieser Workshop fand ebenfalls in der Bücherei in Entrammes statt und wurde durch Sandrine Magnye (Erzieherin und ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Bücherei) und ihren Ehemann Joel vorbereitet. Sie wurden von Thomas und Christiane Wolfert unterstützt.

Zunächst wurde den jüngsten Teilnehmern das Bilderbuch „Clara a deux pays – Clara hat zwei Länder“ vorgelesen. Es erzählt die Geschichte eines fünfjährigen Mädchens, das zweisprachig aufwächst. Die Mutter ist Französin, der Vater Deutscher, die Familie lebt in Deutschland. Wie fühlt es sich an, mit zwei Kulturen aufzuwachsen? Wie ist der Alltag mit Eltern aus zwei verschiedenen Ländern? Wie kommen die Kinder mit zwei Sprachen zurecht? Für Clara ist das kein Problem!
Das Besondere an diesem Buch war, das es tatsächlich in zwei Sprachen geschrieben wurde. So hörten die Kinder die Geschichte jeweils abschnittsweise auf Französisch und auf Deutsch.

Das war auch beim zweiten Buch „Viens que je te croque! – Komm her, ich fress dich auf!“ der Fall. Hier ging es um einen Löwen, dem die anderen Tiere seine Beute abjagen wollten.

Beim dritten Buch „Charly au supermarche – Charly im Supermarkt“ konnten die Kinder so einige Situationen aus der eigenen Lebenswelt wiederentdecken. Außerdem stellten sie fest, wie ähnlich viele Begriffe auf Deutsch und Französisch klingen.

Nach dem Zuhören war nun etwas Bewegung wichtig! Deshalb ging es raus auf die Wiese.

Dort sollten die Teilnehmer die Europakarte mit großen Puzzleteilen aus Holz zusammensetzen. Bei dieser Aufgabe arbeiteten die französischen und die deutschen Kinder gut zusammen. Welche Nachbarländer haben wir? In welchen Ländern haben wir schon Urlaub gemacht?

So langsam vervollständigte sich die Europakarte …
Zum Abschluss hatten die Mädchen und Jungen Gelegenheit in den Heften „L´Europe et toi“ und „Je colorie l´Europe“ zu arbeiten. Die Broschüren des Europarates informierten in altersgerechter Form (Rätsel, Flaggen zum Ausmalen) über die Mitgliedsstaaten der EU.

Auch hier konnte viel Wissenswertes über Europa vermittelt werden. Französische und deutsche Kinder setzten sich gemeinsam spielerisch mit europäischen Themen auseinander.